Haarausfall

Zum volleren Bart mit Minoxidil? Bartwuchs Mittel oder Geldvernichter?

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Wer sich einen Bart wachsen lässt und an den Punkt ankommt, bei dem er kaum noch Wachstum sieht, fragt sich, ob man denn nicht den Bart schneller wachsen lassen kann. Kann man bei einem lückenhaften Bart den Bartwuchs fördern und Löcher im Bart mit magischen Mitteln stopfen?

Als Wundermittel werden oft – und gern von der Pharmaindustrie – Präparate mit dem Wirkstoff Minoxidil angepriesen. Was ist das und wie wirkt es? Ist es wirklich ein Wundermittel, das den Bartwuchs anregen und zu einem volleren Bart führen kann oder eher Kategorie Miraculix und sein Zaubertrank? Wir klären dich über Minoxidil als Bartwuchsmittel auf!

Was ist Minoxidil?

Minoxidil ist ursprünglich ein blutdrucksenkendes Mittel, das 1982 unter dem Markennamen Lonolox in Deutschland eingeführt wurde. Wissenschaftliche Studien* zur Wirkung von Minoxidil weisen darauf hin, dass es als eine Art Nebenwirkung dafür sorgt, dass mehr Nährstoffe in die Haarfolikel gelangen können.

So hat es sich zu einem beliebten Behandlungsmittel gegen erblich bedingtem Haarausfall entwickelt. Seit etwa 10 Jahren gibt es im Internet auch Berichte von Männern, die Minoxidil für den Bartwuchs verwenden. Ein Bart, der mithilfe von Minoxidil gezüchtet wurde, nennt man auch Minoxidil Bart.

Wie bei manch anderen Mitteln, unter anderem einem bekannten Potenzsteigerer, ist die heute bekanntere Wirkung also ursprünglich eine unerwartete Nebenwirkung des Medikaments.

Anwendung von Minoxidil

Heute ist Minoxidil in der Behandlung von Bluthochdruck als Reservemittel klassifiziert, kommt also zum Einsatz, wenn klinischer Bluthochdruck durch andere Medikamente nicht gemindert werden kann.

Als Haarwuchsmittel ist es freiverkäuflich in Apotheken, Reformhäusern und sogar vielen Supermärkten erhältlich. Dabei wird zwischen einer fünfprozentigen Konzentration in einer Lösung oder einem Minoxidil Schaum für Männer und einer zweiprozentigen Konzentration für Frauen unterschieden. Diese Minoxidilprodukte werden bis zu zweimal täglich auf Haut und Haare aufgetragen.

Wirkungen Minoxidil im Körper

Oral eingenommen kann der Wirkstoff zu Wassereinlagerungen (Ödemen) und Herzrasen (Tachykardie) führen und wird daher mit zwei weiteren Medikamenten gegen diese häufig genannten Nebenwirkungen kombiniert.

Minoxidil bewirkt eine Öffnung der Kaliumkanäle in den Zellwänden und damit eine Erschlaffung und Weitung der Arterien und Kapillaren im Körper.

Warum genau das zu mehr Haarwachstum führt, ist noch nicht geklärt, aber es wird vermutet, dass durch die Weitung der Blutgefäße und die Öffnung der Kaliumkanäle auch in anderen Zellen, unter anderem in der Haarwurzel, der Transport von Nährstoffen in die Haarfolikel erleichtert wird.

Die Ruhephase der Haarwurzel kann verkürzt werden, wodurch ausgefallene Haare schneller wieder nachwachsen.

Nebenwirkungen von Minoxidil

Die Liste der Nebenwirkungen ist ellenlang und beginnt damit, dass man Minoxidil weder oral noch topisch (auf der Haut) anwenden sollte, wenn man eine Herzerkrankung oder eine Folgeerkrankung dessen hat.

Ebenso bei Bluthochdruck, in der Schwangerschaft (okay, Männer, den Teil ignoriert ihr einfach), bei der Einnahme oder äußeren Anwendung von Medikamenten, die den Blutdruck beeinflussen können, wird von der Behandlung abgeraten.

Auch bei plötzlichem Haarausfall und wenn sonst keiner in der Familie frühzeitig die Haare verloren hat, sollte Minoxidil nicht verwendet werden.

Eine der weniger problematischen Nebenwirkungen ist trockene Haut, diese tritt häufig auf, wenn eine Minoxidil Lösung verwendet wird.

Außerdem können folgende Nebenwirkungen von Minoxidil auftreten:

      • Herzrasen
      • Kopfschmerzen (einer von zehn Anwendern)
      • Haarwuchs an Stellen, die sonst unbehaart sind
      • Bluthochdruck
      • allergische Reaktionen (immerhin bei 10% der Anwender)
      • Haarausfall

und in seltenen Fällen wird auch von Hobbitfüßen berichtet. Nicht so groß, aber so haarig.

Erfolgschancen liegen nur zwischen 10% – 30%

Hinzu kommt, dass die Erfolgschance lediglich zwischen 10 % und 30 % beträgt. Nur etwa 10 % aller Anwender berichten in verschiedenen Foren von sehr überzeugenden Erfolgen, nur bis zu 30% berichten von sichtbaren Erfolgen nach mehreren Monaten bis zu einem Jahr der Anwendung. Die Erfahrungen mit Minoxidil sind also relativ durchwachsen. Neuere Studien weisen allerdings darauf hin, dass die Wirksamkeit von Minoxidil erhöht werden kann, wenn vor dem Auftragen die Haut mithilfe eines Bartrollers bearbeitet wird.

Ein weiteres Problem ist, dass wenn du Minoxidil absetzt, dir die Haare wieder ausfallen, sodass du wenn du die Haarpracht behalten willst, von dem Präparat abhängig bist.

Gründe für schwachen Bartwuchs erkennen

Bevor Du anfängst, Dir irgendwas in den Bart zu schmieren, auf dem nicht einmal steht, dass es für den Bart gedacht sei, solltest Du wissen, was schwachen Bartwuchs verursachen kann:

Testosteronmangel

Testosteron ist das männliche Sexualhormon – genauer gesagt, eines von mehreren. Neben vielen anderen Aufgaben ist Testosteron für das Wachstum der Barthaare zuständig. Wer mehr Testosteron hat, hat meist einen dichteren Bartwuchs und wer einen Mangel hat, dünneren, löchrigen oder keinen. Ursachen eines Testosteronmangels können genetische Veranlagung, hormonelles Ungleichgewicht, Fehlernährung, mangelnde Bewegung und Übergewicht sein.

Wenn Dein Hausarzt bei Dir einen Mangel an Testosteron feststellt, kann er Dir entsprechende Hormonpräparate verschreiben und/oder Dich zu mehr Bewegung und Sport sowie ausgewogener Ernährung anregen.

Stress

Es gibt positiven und negativen Stress. Positiven Stress steckst Du leicht weg und er steigert Deine Resilienz, Deine Widerstandskraft gegen Stress allgemein. Negativer Stress schadet Dir und leider sind wir dieser Form heutzutage sehr stark ausgesetzt. Egal, ob körperlicher, geistiger oder emotionaler Stress, wenn Du häufig oder dauernd unter belastendem Stress stehst, kann dieser Deinem Bart schaden. Um den Bartwuchs zu fördern, vermindere den Stress oder sorge für Ausgleich und Erholung.

Mangelernährung

Auch, wenn es abgedroschen klingt: Von nichts kommt nichts. Will heißen: Wenn Dein Körper nicht die Bausteine für die Barthaare hat, kann er sie nicht wachsen lassen. Wenn Du den Bartwuchs anregen willst, gib Deinem Körper Gemüse, Fisch und vor allem Eiweiß.

Durchblutungsstörung

Wusstest Du, dass Probleme mit dem Herzen Deinen Bart beeinträchtigen? Wenn Deine Durchblutung gestört ist, kannst Du noch so viel Testosteron und Nährstoffe haben, es kommen einfach nicht genug davon im Bart an. Für einen dichteren Bartwuchs kann es nötig sein, sich mal vom Kardiologen oder Internisten durchchecken zu lassen, denn manchmal sind schwaches Wachstum und Lücken ein sehr frühes Zeichen für tieferliegende Störungen.

Fazit und Alternativen

Ein Mittel gegen Haarausfall, das man nicht bei Haarausfall nehmen soll und das zu Haarausfall führen kann, klingt nicht nach einer guten Wahl, vor allem, wenn es bei 70% der Anwender gar nicht oder sogar negativ wirkt.

Vor allen Dingen gibt es viele natürliche Stoffe, die das Haarwachstum unterstützen. Dazu zählen:

      • Argannüsse
      • Rizinusöl
      • Jojobasamen
      • Traubenkerne
      • Sesam
      •  Malusfruchtextrakt
      • Biotin
      • Keratin

Probiere es zuerst mit natürlichen Wirkstoffen und berate Dich lieber mit einem Arzt, bevor Du zu so etwas aggressiven wie Minoxidil greifst.

Literaturangabe:

*Baer R.L. (1987) Erfahrungen mit Minoxidil. In: Braun-Falco O., Schill WB. (eds) Fortschritte der praktischen Dermatologie und Venerologie. Fortschritte der praktischen Dermatologie und Venerologie, vol 11. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71732-1_26

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