Hast du schon mal einen Rasierpinsel gesehen und dich gefragt, wozu der eigentlich gut ist? Der ist für die Rasierseife. Damit macht man sich seinen eigenen Rasierschaum. Durch die Verbreitung von fertigem Rasierschaum aus der Dose, Rasiergel und sogar Rasieröl ist die Rasierseife bei vielen in Vergessenheit geraten. Heute erfährst du, warum du dennoch mal darüber nachdenken solltest, sie zu benutzen.
Was ist Rasierseife?
Wenn man alle Pflegestoffe, Duftstoffe und sonstigen Zusätze ignoriert, ist Rasierseife eine Mischung aus Stearin und Kokosöl. Im Gegensatz zur normalen Seife enthält die Rasierseife einen höheren Anteil an Stearinsäure. Dadurch wird der Schaum stabil und erhält seine cremige Konsistenz. Das Kokosöl sorgt dafür, dass die Seife bei Zimmertemperatur ein weißer, formstabiler Block ist und sich mit heißem Wasser aufschäumen lässt.
Warum sollte man sich mit Rasierseife rasieren?
Diese Antwort wird zwei Teile beinhalten. Nummer eins ist, dass selbstgeschlagener Schaum eine andere Konsistenz hat, als Fastfood-Dosenrasierschaum. Er hat einen basischeren pH-Wert und hilft dadurch bei der Aufrichtung der Haare. Je besser diese aufgerichtet werden, umso leichter werden sie von der Klinge erfasst.
Gleichzeitig öffnen sich die Poren, wodurch bei der Rasur mit Rasierseife die Haare tiefer abgeschnitten werden. Damit ist die Haut glatter und das Ergebnis hält länger. Du kennst es vielleicht: Morgens hektisch mit dem Systemrasierer über das Gesicht geritten, abends schon wieder David Stoppelfeld. Bei einer gründlichen Rasur mit Rasierseife bist du auch abends noch schön glatt.
Teil zwei ist die psychologische Komponente. Das bezieht sich nicht darauf, dass man sich besonders männlich fühlt, wenn man sich rasiert wie Uropa vor der Blockhütte. Es geht darum, dass man beim Anrühren des Rasierschaums Zeit verbraucht und sich auf etwas konzentriert, das einzig und alleine einem selbst dient.
Dein Tag wird gleich zu Beginn entschleunigt und entstresst und du gehst gelassener an deine täglichen Aufgaben heran. Durch das konzentrierte Self-Care werden Adrenalin und Kortisol im Körper abgebaut und gleichzeitig Glückshormone freigesetzt. Dies schützt nicht nur deine sprichwörtlichen Nerven, sondern auch die echten. Darüber hinaus senkt das Entstressen das Herzinfarktrisiko.
Zu guter Letzt gibt es noch einen handfesten Vorteil: Rasierseife ist sparsam im Verbrauch. Da sie nicht viel kostet und viel länger hält, als die Dosenravioli, die im Hygieneregal auf Augenhöhe stehen, sparst du mittel- und langfristig bares Geld.
Was braucht man für die Rasur mit Rasierseife?
Zuallererst natürlich die Rasierseife. Diese gibt es entweder als eingewickeltes Stück oder bereits in einem Tiegel. Kaufst du sie am Stück, brauchst du einen Tiegel, in dem du deinen Rasierschaum anrührst. Das sind meist kleine Schüsselchen. Dieser Tiegel sollte dabei keine Schadstoffe an den Schaum abgeben.
Schließlich brauchst du noch den Rasierpinsel. Diese gibt es mit künstlichen Fasern oder natürlichen Haaren. Am besten haben sich hier Rasierpinsel aus Dachshaar bewährt. Diese sind weich, lassen die Seife schnell aufschlagen und nehmen anschließend den Schaum gut auf. Achte beim Kauf des Rasierpinsels darauf, dass die Größe zu deinem Gesicht und deiner Rasur passt. Für großflächige Rasur kann der Pinsel etwas größer sein, für Detailarbeiten darf er etwas schmaler sein.
Wie wird Rasierseife angewendet?
Wenn die Rasierseife nicht bereits in einem Becher oder Tiegel geliefert wird, schabst du etwas davon in einen solchen. Der Ausgangspunkt ist also: Rasierseife im Tiegel. Jetzt kommt der Rasierpinsel zum Einsatz. Dieser wird in heißes Wasser getaucht und anschließend kreisförmig in dem Tiegel gerührt. Ganz ähnlich wie bei einer Teezeremonie kommt das Kreisen dabei aus dem Handgelenk. Es ist ein Schaum, keine Drehorgel.
Wieviel Wasser du brauchst, wirst du nach spätestens einer Woche im Gefühl haben. Durch das Rühren entsteht ein weicher Schaum, den du dir anschließend mit dem Rasierpinsel und immer noch kreisenden Bewegungen auf den Bart aufträgst. Dieses Kreisen ist wichtig, damit der Rasierschaum das Barthaar von allen Seiten benetzen kann. Auch regt es die Durchblutung der Haut an, wodurch diese besser auf externe Reize reagieren kann. Konkret soll sie sich etwas zurückziehen und die Poren öffnen.
Achte dabei darauf, nur den Bart einzuschäumen, den du auch wegrasierst. Durch den hohen pH-Wert schadet der Schaum mit der Zeit dem Barthaar. Daher sollte Bart, den du nicht wegrasieren willst, nur so wenig wie möglich davon abbekommen. Wenn du mit der hohen Kunst des traditionellen Rasierens erst anfängst, empfehlen wir dir, nicht gleich das ganze Gesicht einzuschäumen. Wenn du zu lange brauchst, kann der Schaum trocknen. Beginne ruhig mit einer Wange, einschäumen, rasieren, dann die andere Wange. Und zum Schluss den Hals.
Warum ist die Nachbehandlung wichtig?
Wie schon erwähnt, hat Rasierseife einen sehr hohen pH-Wert. Das bedeutet, der Schaum ist basisch und greift die Struktur des Haares an. Für die Rasur ist das tatsächlich gewollt, denn dadurch richtet sich das Barthaar besser auf. Für die Haut und den Teil vom Bart, der stehen bleiben soll, ist das langfristig schädlich. Deshalb ist die Nachbehandlung wichtig.
- Für die Haut: After-Shave. Das neutralisiert den Rasierschaum und bringt den pH-Wert auf der Haut wieder ins Gleichgewicht. Darüber hinaus schließt es die Poren, die du mit dem warmen Rasierschaum am Anfang geöffnet hast. Ob du klassisches After Shave benutzt oder einen Balsam oder eine Creme, das ist ganz dir überlassen. Wichtig ist, dass es für die Nachbehandlung gedacht ist.
- Für den Bart: Bartöl. Das Bartöl versorgt deinen Bart mit pflegenden Nährstoffen und legt sich wie ein Schutzfilm über beanspruchte Stellen im Bart. Auch die Haut profitiert von den Inhaltsstoffen eines hochwertigen Bartöls. Nachdem du die Reste des Rasierschaums abgespült und dein Gesicht trocken getupft hast, trägst du das Bartöl auf und verteilst es gründlich mit der Bartbürste.