Rasierschaum kennst du. Rasierseife wahrscheinlich auch, entweder als überzeugter Traditionalist oder von Opa. Rasiergel hast du bestimmt schon mal im Laden gesehen und wenn du sensible Haut hast, auch zu Hause. Für die persönlichen Schaumschläger geht meistens nichts über Rasierseife, aber manchmal hat man es eben doch etwas eiliger oder einfach zu empfindliche Haut. Hier kommt die Rasiercreme zum Einsatz. Sie ist vielfältig, besonders sanft zur Haut und muss nicht erst eingeweicht werden. Sie ist damit besonders für sensible Hauttypen eine empfehlenswerte Alternative zur klassischen Rasierseife.
Was ist Rasiercreme?
Rasiercreme ist wie auch die Rasierseife eine Kaliumseife mit Stearinsäure. Im Gegensatz zur festen Rasierseife ist die Creme aber – der Name deutet es schon an – weicher, weil sie mehr Flüssigkeit enthält. Es gibt zwei Arten von Rasiercreme: Schäumend und nicht schäumend. Die schäumende Rasiercreme wird zu Schaum aufgeschlagen, die nicht schäumende direkt auf das Gesicht aufgetragen. Um die Aerosol-Rasiercreme, den klassischen Rasierschaum aus der Dose, soll es heute mal nicht gehen. Rasiercreme wird in der Regel in Tiegeln – ähnlich der Rasierseife oder normaler Handcreme – oder in Tuben verkauft.
Wie benutzt man eine Rasiercreme?
Hier zeigt sich nun der Unterschied zur Rasierseife: Die Rasiercreme wird nicht eingeweicht. Du nimmst etwa eine haselnussgroße Menge aus dem Tiegel – oder einen etwa 3 Zentimeter langen Strang aus der Tube – und schlägst die Creme mit einem warm-nassen Rasierpinsel auf. Ganz analog zur Rasierseife wechselst du zwischen kreisenden Bewegungen und schlagenden Bewegungen, bis du einen festen Schaum hast.
Anders als bei der Seife hast du hier aber die Wahl: Du kannst deinen Rasierschaum traditionell in einer Schale aufschlagen und anschließend auf das Gesicht auftragen. Du kannst aber auch den Schaum direkt in der Hand schlagen und dann mit der Handfläche im Gesicht verteilen. Mancher trägt die Rasiercreme auch direkt auf das Gesicht auf und schlägt den Schaum dann dort.
Wie auch immer du aus der Creme deinen Schaum schlägst, er bleibt anschließend 3 Minuten auf dem Gesicht ruhen. Das gilt übrigens sogar für den billigsten Rasierschaum. In diesen drei Minuten wärmt dein Körper den Schaum auf und dieser wiederum erwärmt das Barthaar. Gleichzeitig setzt sich ein gleitender Film auf die Haut, sodass die Rasierklinge das Barthaar schneidet und nicht die Haut. Der Schaum ist alkalisch und sorgt dadurch für eine Öffnung der Poren. Dadurch ragen die Haare ein Stück weiter aus der Haut und können besser erfasst werden. Die Rasur wird glatter. Am Schluss ein neutralisierendes After Shave, damit deine Hautflora sich wieder beruhigt.
Eine besondere Variante der Rasiercreme arbeitet komplett ohne Aufschlagen. Diese gibt es in zwei Ausführungen. Die eine trägst du einfach wie eine Hautcreme auf das Gesicht auf, wo sie dann ihre Wirkung entfaltet wie der reguläre Schaum. Diese enthält oft noch besondere Inhaltsstoffe für sensible oder beeinträchtigte Haut. Die zweite Ausführung enthält chemische Verbindungen, die durch die Wärme der Gesichtshaut aktiviert werden und dann von ganz allein die Creme aufschäumen. Nett anzusehen, aber ob das wirklich das Wahre ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Was ist besser: Rasiercreme oder Rasierseife?
Die Frage lässt sich gar nicht pauschal beantworten. Die Rasierseife hat ihre Vorteile, die Rasiercreme andere. Jeder muss für sich selbst herausfinden, ob er lieber Rasierseife oder Rasiercreme verwendet. Die Vorteile der Rasierseife sind die Ergiebigkeit und die lange Haltbarkeit. Und natürlich das ganz traditionelle Feeling, sich wie die Gentlemen weiter oben im Stammbaum zu rasieren. Rasierseife ist vor allem für Seltenrasierer eine Empfehlung, da sie kühl und trocken gelagert sehr lange haltbar ist.
Vorteile der Rasiercreme sind neben ihrer Vielseitigkeit, was die Wahl des Aufschlagens angeht, oft hochwertige pflegende Inhaltsstoffe. Da gerade Pflegeprodukte oft mit einem hohen Fettanteil daherkommen, kann eine weiche Rasiercreme davon mehr enthalten, als ein Stück Rasierseife. Ein weiterer großer Vorteil ist die Zeit. Während eine Rasierseife erst eingeweicht oder angeweicht werden muss, kann eine Rasiercreme sofort mit kreisenden Bewegungen aufgeschlagen werden.
Ob man nun also eher die Rasierseife wählt, deren Schaum oft ein wenig länger standfest bleibt oder die Rasiercreme, die sich auch unterwegs direkt in der Hand aufschlagen lässt, ist eine Frage der persönlichen Vorliebe. Beide sind jedenfalls um Längen besser für die Haut und das Rasurerlebnis als der billige Rasierschaum aus der umweltschädlichen Aludose.
Das liegt oft weniger an fehlenden Pflegestoffen im Rasierschaum als in den Treibgasen, die dafür sorgen, dass der Schaum sofort entsteht, wenn er aus der Dose kommt. Dieser kann die Haut reizen. Rasiercreme und Rasierseife haben dieses Problem nicht.
Wie kann man selbst Rasiercreme herstellen?
Jetzt kommt einer der unschlagbaren Vorteile der Rasiercreme gegenüber allen anderen Schaumprodukten: Man kann sich seine eigene Rasiercreme herstellen. Das ist gar nicht schwer, erfordert nur etwas Übung. Sicher werden jetzt einige Leser anmerken, dass man auch Seife – und damit auch Rasierseife – selbst herstellen kann. Aber das Abseihen von Seife ist eine Handwerkskunst, die viel Übung, Zeit und die richtigen Geräte braucht. Rasiercreme hingegen zaubert man sich in der heimischen Küche ohne große Vorarbeit zusammen.
Ganz wichtige Vorbemerkung zu den Zutaten: Keine industriell verarbeiteten Zutaten verwenden. Am besten Bio-Qualität, aber zumindest unverarbeitet, sonst hast du am Ende nur sehr deliziös duftenden Kompost produziert.
Du brauchst für die Rasiercreme an sich:
– Jeweils 50 Gramm Kokosöl und Sheabutter.
– 35 Gramm natives Öl, idealerweise Olivenöl oder Mandelöl.
– Einen Esslöffel Flüssigseife.
Was du optional noch hinzufügen kannst:
– Einen Teelöffel Vitamin-E-Öl (Tocopherol), das sollte flüssig sein und fungiert als natürlicher Konservierungsstoff, der deine Creme haltbar macht.
– Ein paar Tropfen von einem ätherischen Öl für den Duft. Das kann Teebaumöl sein oder auch Öl einer Zitruspflanze wie Zitrone oder Orange, Rosmarin oder Bergamotte, Lavendel oder was auch immer. Dieses Öl dient für den Duft und sollte sparsam eingesetzt werden.
Und so geht es:
Die Sheabutter und das Kokosöl kommen in einen kalten Topf und werden langsam erhitzt. Nimm dafür eine niedrige Temperatur, du willst sie nicht kochen, sondern nur schmelzen. Wenn es flüssig ist, gießt du die Mischung in eine Schüssel und rührst das Olivenöl (oder Mandelöl oder welches auch immer du nimmst) mit hinein. Auch das Tocopherol und die Duftöle werden jetzt mit eingerührt, bis sich eine homogene Masse bildet. Die Schüssel stellst du nun in den Kühlschrank, bis sie fest ist. Das kann durchaus zwei Stunden dauern, je nach Kühlschrank auch etwas länger.
Ist die Masse fest, kommt sie in eine kleine Schüssel und wird mit dem Handmixer ordentlich durchgerührt. Nach etwa vier Minuten solltest du eine weiche Masse haben, die fast wie frische Butter aussieht und zum Anbeißen duftet.
Selber machen: Rasiercreme aus Naturseife, Kokosöl, Sheabutter, Mandelöl, Vitamin E
Bitte nicht kosten, schmeckt einfach nur nach Fett. Diese buttrige – oder besser: cremige – Masse ist nun deine fertige Rasiercreme und kommt in ein verschließbares, lichtdichtes Behältnis. Im Kühlschrank kannst du deine selbstgebraute Rasiercreme mindestens ein halbes Jahr halten.
Ein kleiner Hinweis zum Schluss: Deine selbstgemachte Rasiercreme ist nicht so schäumend wie die aus dem Handel. Bevor du dir also einen Wolf schlägst, denke daran, dass du sie nur leicht aufschlägst, damit sie wie ein cremiger Schaum auf das Gesicht aufgetragen werden kann. Ihre Wirkung ist jedoch genau so gut wie gekaufte Rasiercreme. Wenn nicht sogar noch besser, denn deine eigene Rasiercreme kannst du mit pflegenden Inhaltsstoffen anreichern, wie du sie brauchst. Vitaminzusätze, pflegende Öle oder auch ein bis zwei Teelöffel Panthenol-Salbe kannst du ohne Probleme bei der Herstellung mit einrühren.
Darüber hinaus entfällt der Transport der Creme, sodass deine eigene Rasiercreme eine viel bessere Klimabilanz hat. Du rasierst dich also nicht nur besonders stilvoll, sondern tust auch noch was für die Umwelt. Achte nach einem halben Jahr auf den Duft deiner Rasiercreme. Wenn dieser sich verändert, kann eines der enthaltenen Öle ranzig geworden sein. Dann solltest du sie nicht mehr verwenden. In der Regel sollte sie aber bei kühler, lichtgeschützter Lagerung problemlos 6 bis 8 Monate haltbar sein.