Die Rasur mit einem Rasiermesser gilt als die männlichste Form der Rasur. Wer die richtige Technik beherrscht, kann sich damit gründlich und gleichzeitig schonend für die Haut rasieren. Ob glatt rasiert, die Konturen eines Vollbarts scharf umranden oder das persönliche Styling; nicht nur die Technik will gelernt sein, auch die Wahl des richtigen Rasiermessers entscheidet mit über den Erfolg der Rasur. Wir sagen dir, was ein gutes Rasiermesser ausmacht und wie du eins findest.
Warum ein Rasiermesser benutzen
Hochwertige Rasiermesser haben mit die schärfsten Klingen aller Messerarten. Es heißt nicht umsonst „rasiermesserscharf“. Eben diese besonders scharfe Klinge des Rasiermessers ist ihr größter Vorteil, denn dadurch werden die Barthaare butterweich durchschnitten und nicht ausgerissen.
Ebenfalls sorgt sie für weniger Rasurzüge. Beides zusammen vermindert Hautirritationen und Schäden an der Haarwurzel. Rasiermesser gelten daher als die gesündeste, schnellste und schonendste Art der Rasur. Und nicht zu vergessen, es sieht verdammt männlich aus und fühlt sich auch so an, wenn man sich mit Stil rasiert.
Ein weiterer Grund für die Benutzung eines hochwertig verarbeiteten und langlebigen Rasiermessers sind die Kosten. Auch wenn ein richtig gutes Rasiermesser locker mit dem Preis eines Nassrasierers konkurrieren kann, hält es bei richtiger Pflege ein Leben lang. Es verbraucht keinen Strom und lässt sich unkompliziert abziehen und nachschärfen.
Verschiedene Rasiermesser im Überblick
Gelegentlich wird der Rasierhobel zu den Rasiermessern gezählt, weil auch dieser nur eine einzelne Klinge hat. Heute soll es aber um das klassische Rasiermesser gehen: hinten Griff, vorne extrem scharf.
Rasiermesser werden heutzutage nach der Art ihrer Klinge eingeteilt in
- Rasiermesser mit Wechselklingen
- Rasiermesser mit Klappklinge / Klapp-Rasiermesser
- Rasiermesser mit fester Klinge
Letztere sind in Europa eher selten zu sehen. Ein Vertreter des feststehenden Rasiermessers ist das japanische Rasiermesser. Der große Vorteil der feststehenden Klinge ist die Präzision in der Handhabung, die auch die Samurai bei ihren teilweise hauchdünnen Bärten sehr schätzen.
Das Klapp-Rasiermesser ist die häufigste Form, die sich platzsparend und sicher transportieren lässt. Wird das Messer nicht benutzt, wird es nach der Reinigung einfach zusammengeklappt und kann nicht beschädigt werden und niemanden verletzen.
Beide Varianten des Rasiermessers gibt es mit fester oder austauschbarer Klinge. Während feste Klingen in der Regel haltbarer sind, bieten die Rasiermesser mit Wechselklingen den Vorteil, nicht geschliffen zu werden und immer wieder neu, also scharf zu sein.
Woraus besteht so ein Rasiermesser?
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- Griff, bei Klappmessern Griffschale
- Angel, an der mit dem Ringfinger die Klinge stabil gehalten wird
- Stift, der die Klinge mit der Griffschale verbindet
- Erl, der Schaft der Klinge
- Rücken, der unscharfe Teil der Klinge
- Schneide, der scharfe Teil der Klinge
- Schliff, der die Form der Klinge vorgibt: Hohlschliff, Halbhohlschliff, Flachschliff; hier wird gern eine Ätzung mit dem Markennamen eingebracht
- Kopf, der Abschluss der Klinge als Grad- oder Rundkopf, als spanischer oder als französischer Kopf
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Materialien und Form der Klinge
Während Material und Form des Griffes oft reine Geschmackssache sind (näheres dazu im nächsten Abschnitt), wirken sich sowohl das Material wie auch die Form der Klinge direkt auf die Rasur und die Klingenpflege aus.
Die meisten Klingen werden aus Stahl gefertigt, doch Stahl ist nicht gleich Stahl.
Edelstahl
Edelstahl ist rostfrei und sieht lange schön aus, muss aber dafür öfter nachgeschliffen werden, da der Grat sich schneller abnutzt und die Klinge an Schärfe verliert. Auch ist die Klinge häufig dicker, wodurch sie an Flexibilität verliert
Kohlenstoffstahl
Kohlenstoffstahl ist härter als Edelstahl, da er mehr als 1,2 % Kohlenstoff beinhaltet, somit bleibt die Klinge länger scharf. Aber dafür ist es anfällig für Rost und muss intensiv gepflegt werden.
Damast
Damast ist eine Mischung aus Edelstahl und Kohlenstoffstahl. Die beiden Stalhformen werden abwechselnd in Schichten aufeinandergestapelt und dann miteinander verschmolzen. Dann wird das Stahlstück langgezogen und wieder gefaltet.
Diese besonders gefaltete Art des Stahls, die einen Kompromiss aus rostfreiem Stahl und besonderer Schärfe bilden soll. Ihr größter Vorteil liegt jedoch darin, dass sie besonders edel aussehen.
Japanischer Stahl
Japanischen Stahl gibt es in zwei Formen Aogami und Shirogami. Diese beiden nicht rostfreien Stahlarten sind sehr spröde und daher schwer zu verarbeiten. Werden sie jedoch richtig gehärtet werden, sind sie sehr Hart.
Erreicht Edelstahl eine Härte bis zu 54 HRC, so kann Shirogami Stahl eine Härte bis zu 63 HRC erreichen und Aogami Stahl sogar bis zu 65 HRC.
Aufgrund ihrer Härte können die japanischen Rasiermesser hochwertiger Qualität leichter und in einem spitzeren Winkel geschliffen werden. Auch die Klinge fällt dünner aus, weshalb es sich besser den Konturen deines Bartes anpasst.
Keramik
Es gibt inzwischen auch Klingen aus Keramik, die die Vorteile von Edelstahl und Kohlenstoffstahl in sich vereinen, also sehr lange scharf sind, gleichzeitig rostfrei und sogar noch gut aussehen. Der Nachteil dieser Klingen ist ihr hoher Preis und dass sie nicht durch Abziehen allein geschliffen werden können.
Das Aussehen der Keramikklingen lässt sich beliebig variieren, die meisten sind jedoch Metall nachempfunden oder weiß. Japanische Rasiermesser aus Keramik haben oft filigrane Ornamente.
Edelstahl und Kohlenstoffstahl haben den typischen Stahlflair und wirken dadurch sehr hygienisch. Gern werden sie mit einer Ätzung verziert, die den Marken- oder Produktnamen zeigt. Dieser ist gelegentlich auch in den Erl gestanzt.
Damaststahl behält in der Regel seine typische Linienführung und wird nur selten weiter verziert.
Wichtiger ist – gerade, wenn man noch neu in der Materie ist – die Form des Klingenkopfes:
Im unteren Preissegment dominiert der Rundkopf. Diese Rasiermesser empfehlen sich ideal für Anfänger, da er vom Rücken zur Schneide rund durchgeht und somit keine spitzen Ecken hat. Auf diese Weise ist man vor Verletzungen geschützt, auch wenn die Klinge nicht plan (vollständig) aufgesetzt wird.
Zur filigranen Konturenarbeit eignet sich der Rundkopf von allen am wenigsten. Gut geeignet zum Lernen, für die glatte Rasur sowie Bärte, bei denen die Kontur nicht so wichtig ist wie die Schifferkrause.
Im mittleren Preissegment sowie bei den Wechselklingen dominiert der Gradkopf. Die Klinge endet mit rechtwinkligen Ecken. Für Anfänger ist diese Form nicht geeignet, da man sich mit den Ecken in die Haut stechen kann, wenn die Klinge nicht sauber aufgesetzt wird. Der Gradkopf erlaubt eine bessere Konturenarbeit am Bart.
Besonders edel wirkt der Französische Kopf, gelegentlich auch Franzose oder Franzosenkopf genannt. Die Klinge verjüngt sich in Richtung Schneide in einem Viertelkreis und wirkt damit sehr elegant. Beliebt ist diese Form bei Barbieren, da sie sowohl in der Fläche, als auch für Konturen sehr gut geeignet ist.
Für besonders filigrane Arbeiten gibt es den Spanischen Kopf, auch Spanier und Spanierkopf genannt. Der Klingenkopf ist hierbei nach innen, also in Richtung Griff, gebogen und erlaubt damit vor allem bei der Eigenrasur sehr genaue Konturarbeiten. Für Anfänger ist diese Klinge nicht geeignet, da sie oft sehr spitze Ecken aufweist.
Klingenbreite
Die Klingenbreite wird in Achtelzoll angegeben, in der Regel liegt diese zwischen 3/8 und 7/8 Zoll, die handelsübliche Klingenbreite (der scharfe Teil der Klinge) ist 5/8 Zoll breit. Beim Kauf des Rasiermessers sollte man darauf achten, dass die Klinge nicht zu breit ist, da man sonst unter der Nase oder an den Ohren schnell an seine akrobatischen Grenzen kommt.
Der Schliff
Wie schon angedeutet, gibt es drei Arten von Schliffen bei Rasiermessern. Diese haben entscheidenden Einfluss auf die maximal mögliche Klingenschärfe und Festigkeit der Klingen.
Der Flachschliff, auch derber Schliff, ähnelt dem Schliff eines Messers. Die Klinge ist vom Rücken zur Schneide beinahe völlig flach und eben. Diese Klingen haben die geringste Schärfe, dabei die größtmögliche Festigkeit.
Um ein Rasiermesser mit Flachschliff scharf genug zu bekommen, dass es die Vorteile gegenüber dem Nassrasierer und dem Elektrorasierer behält, muss die Klinge insgesamt dabei so dünn sein, dass der Vorteil des Flachschliffs wieder verloren ist. Deshalb gibt es solche Rasiermesser fast gar nicht mehr im Handel und sie gelten als Klingen niederer Qualität.
Der halbhohle Schliff liefert schon recht scharfe Klingen, ohne auf Stabilität zu verzichten und ist kostengünstig in der Anschaffung. Sie sind flexibel genug für die meisten groben Rasierarbeiten und scharf genug, um die Haut schonend glatt zu rasieren. Speziell großflächiges und gleichzeitig gründliches Rasieren bei wenig anspruchsvoller Haut eignet sich die halbhohle Klinge.
Die vollhohle Klinge ist sehr scharf und biegsam und passt sich daher der Gesichtskontur am besten an. Sie eignet sich hervorragend für die Feinarbeiten an den Konturen eines bestehenden Bartes, vor allem bei feinen Bärten wie dem spanischen Schnauzer und dem Fu-Manchu. Nachteil der vollhohlen Klinge ist, dass sie bei unsachgemäßer Handhabung durchaus brechen können.
Der Griff
Die meisten Rasiermesser haben heutzutage einen Kunststoffgriff. Leicht zu reinigen, wasserfest, schnell zerkratzt und fällt irgendwann auseinander.
Etwas edler sind da schon Holzgriffe, die weich in der Hand liegen, gelegentlich mit Leder umwickelt und auf jeden Fall lackiert sind. Sie sind langlebig und umweltschonend, da sie aus nachwachsendem Rohstoff sind.
Wer es besonders haltbar und kratzfest haben will, dem gefällt vielleicht ein Stahlgriff. Ein großer Vorteil ist, dass man das gesamte Rasiermesser inklusive Griff auch einfach abkochen kann, ohne Schäden zu befürchten.
Ebenso haltbar, aber um einiges leichter in der Hand sind Rasiermesser mit Karbongriff. Karbon ist die Kategorie Geht-nicht-putt, sind aber unter 100 Euro kaum zu finden.
Für den Anfänger empfiehlt sich der günstige Kunststoffgriff, denn wenn dieser auseinanderfällt, ist der Anfänger erfahren genug für ein langlebigeres Rasiermesser auf höherem Niveau.
Es gibt aber auch hochwertige und hochpreisige Kunststoffgriffe, die speziell beschichtet und damit ebenso langlebig sind. Am Ende ist das Griffmaterial eine Frage des persönlichen Geschmacks. Kaufentscheidend sollte hier das Gefühl in der Hand sein, mancher bevorzugt warmes Holz, mancher kalten Stahl, mancher schwere Steingriffe, andere leichte Kunststoff- oder Karbongriffe.
Die Griffform ist in der Regel schmal und leicht gerundet, sodass der Griff beim Rasieren nicht im Weg ist. Einige professionelle Rasiermesser haben besonders ergonomische Griffe, aber für den privaten Gebrauch machen diese so gut wie keinen Unterschied.
Reinigung und Pflege der Rasiermesser
Rasiermesser, egal aus welchem Material, sind leicht zu reinigen, da sie die typische glatte Oberfläche haben. Am besten reinigst du sie mit einem feuchten Tuch, ohne chemische Zusätze, denn die können deine Klinge angreifen.
Eine Kohlenstoffstahlklinge solltest du gut abtrocknen und nach 24 Stunden abziehen, damit sie nicht rostet und ihren Grat zu erhalten.
Eine Edelstahlklinge rostet nicht, dafür solltest du sie häufiger schleifen.
Die Damastklinge muss häufiger poliert werden, damit das natürliche Damastmuster gut sichtbar bleibt.
Welches ist nun für dich das beste Rasiermesser?
Da gibt es nur eine Antwort: Es kommt auf den Verwendungszweck an!
Für Anfänger
Ideal ist ein Rasiermesser mit leichtem Kunststoffgriff und Rundkopf.
Diese sind tatsächlich in der Regel die günstigsten Rasiermesser. Diese Rasiermesser werden auch Shavette genannt. Die Klinge sollte aus Edelstahl oder Kohlenstoffstahl sein. Rasierschaum reicht für den Anfang.
Wer sich gerade erst einen Bart wachsen lassen und sich am klassischen Rasieren austesten will, ist gut beraten, mit einem Rasiermesser mit austauschbarer Klinge zu beginnen, da diese noch am nächsten am Gefühl des Nassrasierers oder Rasierhobels sind.
Der Vollbart und die Schifferkrause
Auch für diese Bärte eignet sich der Anfängerrasierer, da die Konturen nicht extrem präzise rasiert werden müssen. Für das richtige Flair des Gentleman Shaving empfiehlt sich ein Klapprasierer mit fester Klinge aus Kohlenstoffstahl. Dazu ein Rasierpinsel aus Dachshaar und eine milde Rasierseife in der wiederverschließbaren Dose mit Anrührdeckel. Ein robuster Griff aus Holz oder Kunststoff hält auch bei Seegang noch die Klinge fest im Sattel.
Konturenbärte
Für Bärte mit feinen Konturen wie dem Goatee oder dem Fu-Manchu braucht man schon mehr Fingerspitzengefühl. Hier sollte es eine Klinge mit Rundkopf oder Franzosenkopf sein, die ein genaueres Arbeiten an den Konturen erlauben. Gerade im Mundbereich ist eine vollhohle Klinge zu empfehlen, da diese weit flexibler, also weicher ist als eine flach geschliffene Klinge. Der Griff sollte dünn und leicht sein, zum Beispiel aus beschichtetem Kunststoff oder Karbon.
Mediterrane Bärte
Noch genauer als bei den klassischen Bärten mit harter Kontur muss man bei den mediterranen Bärten arbeiten, die sich oft dadurch auszeichnen, dass sie besonders dünn sind. Gleiches gilt für den konturierten 3-Tage-Bart. Hier darf es durchaus der Spanische Kopf am Ende einer vollholen Kohlenstoffstahlklinge sein, die sich fest auf einem Erl in leichtem Holz oder Karbon befindet.
Babypopo
Wer sich völlig glatt rasiert, sollte auf eine scharfe lang haltbare Klinge achten. Ansonsten sind der eigenen Kreativität und den persönlichen Vorlieben keine Grenzen gesetzt.